Treffen sich zwei Männer in der Kneipe. Der Eine ist Lehrer, der Andere ist Coach. Sie stehen am Tresen und unterhalten sich, bis ein unfreiwilliger Zuhörer fragt: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Lehrer und einem unterrichtenden Coach?“ Während der Lehrer noch nachdenkt, antwortet der Coach spontan: „Ein Coach will, dass ALLE Schüler gut werden.“
Nichts gegen Lehrer – ich kenne eine Menge vorbildlicher Pädagogen – doch sie alle sind in einem System gefangen, das wenig Spielraum für Veränderung lässt. Wenn ein Lehrer gut ist, werden auch seine Schüler im Vergleich zu anderen Klassen besser sein. Doch genau das darf nicht sein. Er oder Sie wäre gezwungen, das Niveau so anzuheben, dass der Durchschnitt stimmt. Es muss nämlich auch unterdurchschnittlich gute Schüler geben. Schon jetzt sind die Universitäten überfüllt.
Doch wie passt das zu den Bildungszielen? Bei den in den Bildungsstandards konkretisierten Zielen, geht es um den Erwerb kognitiver Fähigkeiten und Fertigkeiten, in verschiedenen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll Probleme lösen zu können. Wie kann es da sein, dass manche Lernwillige im Vergleich zu einer Gruppe Erfolgreicherer zwangsläufig ins Hintertreffen geraten? Ich kenne einige solcher Beispiele, in denen die Note nichts über die Kompetenz desjenigen aussagt, sondern vielmehr, in welchem Rahmen sie erworben wurde.
Im Grunde befinden sich Schüler und Studenten ständig im Wettbewerb – wenn nicht sogar im Kampf. Man strebt nicht nach Bildung, sondern nach einer besseren Position. Schon zu meiner Studienzeit wurden wichtige Bücher verstellt oder ganz entwendet. Man half sich nicht gegenseitig, sondern versuchte an bessere Informationen als sein Banknachbar zu kommen. Dabei zeichnet sich gerade Teamarbeit durch die Fähigkeit aus, mit anderen konstruktiv zusammenarbeiten zu können – und zu wollen.
Meiner Meinung nach müssten wir weg von quantitativen Bewertungen, hin zu qualitativen Einschätzungen. Dazu müssen wir nicht besser als andere sein, sondern uns besser kennenlernen! Persönlichkeit bedeutet, dass du etwas hast, das ich nicht habe, dass dir etwas leicht fällt, mit dem ich Mühe hätte, dass du für etwas berufen bist und ich für etwas anderes. Würden wir uns vermehrt auf diese Suche begeben, wäre Wettbewerb obsolet und jeder dürfte gut sein – gut für das, was er mag und kann.