Mathe soll wieder Spaß machen

Mathe-Hausaufgaben müssen schwer sein, wird dieses Klischee doch immer wieder gerne in Filmen bemüht. Ich habe noch selten gesehen, dass sich ein Elternteil mitleidend anbot, bei einem noch unfertigen Projekt für den Kunstunterricht zu helfen. Dabei gehen Eltern häufig davon aus, dass es für gute Mathe-Noten Talent braucht. Dem ist aber nicht so!

Niemand muss ein Mathe-Genie sein, um den Dreisatz zu verstehen. Die meisten Menschen rechnen intuitiv richtig, wenn sie wissen möchten, wie viel drei Packungen kosten, wenn sie den Preis für zwei kennen. Das sei „logisch“. Man braucht auch nicht seitenweise Matheformeln pauken. Die Sammlung der wichtigsten Rechengesetze, die man bis zum Abitur braucht, füllt nicht mal einen gewöhnlichen Schnellhefter. Würde man nur annähernd so viel Zeit mit Rechnen wie mit Auswendiglernen für ein anderes Fach verbringen, wäre der Erfolg fast schon garantiert. Und trotzdem haben viele Angst.

Wovor haben denn so viele Angst? Ist es die Angst vor dem Versagen oder „dumm“ zu sein? Kommt das nicht eher von negativen Erziehungserfahrungen anderer, die unreflektiert weitergeben werden? Wenn der „Wolf“ immer böse ist, wird er es zukünftig schwer haben, das zu sein, was er wirklich ist. Wie so oft, sind solche Ängste unbegründet, denn Schulmathematik kann jeder verstehen – und kann sogar Spaß machen!

Der Spaß beginnt, wenn man Erfolg hat. Ganz gleich, was man im Leben können will, wofür man lernt und trainiert, der Weg zum Erfolg ist mitunter lang und mühsam. Es bedarf vieler Wiederholungen, einer hohen Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögens und einem starken Willen. Niemand käme auf die Idee, von heute auf morgen Fußballprofi zu werden. Beim Sport sind sich alle bewusst, dass es dauert. Sport ist in unserer Gesellschaft aber auch hoch angesehen. Wer sportlich ist, ist leistungsfähig, attraktiv und in der Regel erfolgreich. Wieso denken wir nicht auch über Gehirn-Sport so positiv? Und wie könnte man daran etwas ändern?

Eines ist den meisten Eltern dann doch bewusst: Durch die zunehmende Digitalisierung werden unsere Kinder an Mathematik nicht mehr vorbei kommen. Für die „guten“ Jobs der Zukunft braucht es Menschen, die Maschinen nicht nur bedienen, sondern auch programmieren können. Das stimmt, erzeugt aber erst einmal Druck, der einem Kind den natürlich Zugang zu etwas Neuem verleidet. Den Klavierunterricht kann man irgendwann schmeißen, Mathe nicht. In keinem anderen Fach werden schlechte Noten so sehr zum Karriere-Killer hochstilisiert. Was wir in Wahrheit brauchen, sind Entdecker!

Wenn Rechnen wieder Spaß machen soll, dann brauchen wir eine gesunde Mischung von Anreizen, Geduld, Miteinander und Liebe. Als reizvoll werden in der Regel diejenigen Dinge empfunden, die für uns anders und neu sind. Geduld ist dann wichtig, wenn Kinder an ihre Grenzen zu kommen scheinen – oder einfach einen schlechten Tag haben. Gemeinsames Erleben und Teilen macht glücklich. Viele Gesellschaftsspiele sind Rate- oder Knobelspiele. Liebe lässt frei. Die Freiheit, selbst auszuprobieren und eigene Wege zu finden.

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