Schule kann leider nicht immer das leisten, was sie leisten sollte, da sich die Lehr- und Lernbedingungen in der letzten Zeit mitunter verschlechtert haben. Lehrermangel, ständig wechselnde Lehrpersonen und massiver Unterrichtsausfall verstärken das Dilemma noch. Eltern und Schüler sind verunsichert und fühlen sich mehr oder weniger machtlos. Nachhilfe soll das auffangen, was woanders versäumt wird.
Mathematik-Nachhilfe bedeutet für mich mehr als stupides Pauken von Formeln und Üben von Rechenschritten. Neben mir sitzt ein Mensch, der ein Problem hat. Das Problem besteht für ihn jedoch meist weniger darin, schlecht rechnen zu können, sondern vielmehr im Nichterreichen eines bestimmten Noten-Ziels. Weg von der Fünf, weg von der Gefahr, womöglich nicht versetzt zu werden. Und da fängt bereits meine Arbeit an: Wir formulieren zu Beginn ein qualitatives, positives Ziel, das z.B. lauten könnte: bis zum Ende des Halbjahres motiviert zu arbeiten, selbstsicher zu werden, die Lücken geschlossen zu haben etc. Die entsprechende Note streben wir auch an, aber sie ist später eigentlich nur der Parameter, der die positive Veränderung messbar macht.
Wenn man an der Wurzel ansetzt und die Ursache(n) kennt, dann stellen sich die positiven Veränderungen nicht nur in Mathematik ein. Sie bewirken beim Schüler eine Art Kursänderung in Denken und Verhalten. Die Einstellung ändert sich, die Ziele ändern sich oder werden überhaupt erst konkret, es findet sich der Sinn und auch der Wert des Schaffens. Man fühlt sich verstanden und in Ordnung, obwohl man immer noch Fehler macht.
Lehrer sind Bezugspersonen. Sie wirken an der seelischen und geistigen Entwicklung eines jungen Menschen entscheidend mit. Ihre Aussagen und unausgesprochenen Einstellungen beeinflussen die Sicht der anderen und die des Schülers. Leider finden sich immer noch Pädagogen, die nur auf die Defizite schauen. Es gehört auch zu meinen Aufgaben, darüber aufzuklären, dass es mehr als eine Perspektive gibt!
