Was uns in der heutigen Zeit meiner Meinung nach fehlt, ist Zeit für wertfreies Ausprobieren. Es heißt: „Übung macht den Meister“, doch wo können Schüler noch wirklich üben, ohne dass sie beim kleinsten Fehler einen geringschätzenden Blick ernten oder einen destruktiven Kommentar zu hören bekommen? Das fängt zu Hause an und geht in der Schule weiter.
Ich kann mich noch gut an den täglichen Stress erinnern, mit dem ich morgens im Bus sitzend darüber grübelte, was mich in der Schule erwartet: „Ob die Hausaufgaben wohl richtig sind und er sie heute wieder einsammelt? Sollte heute nicht die HÜ von letzter Woche neu geschrieben werden?“ etc. Wieso werden Hausaufgaben weniger besprochen als kontrolliert?
Hausaufgaben sind Übungsaufgaben! Sie dienen in erster Linie dem Training. Wie soll man Wissen einüben, wenn man dieses Wissen womöglich noch gar nicht hat? Stellen Sie sich vor, Sie müssten nach minimaler Einarbeitungszeit einer neuen Aufgabe sofort einen Test machen und man würde Sie kontinuierlich dabei überwachen, was Sie wie tun. So sieht der Alltag eines Schülers aus.
Wie wäre es, wenn wir den Kindern wieder Raum und Zeit zum spielerischen Ausprobieren gäben? Miteinander erforschen, zusammen lachen und es wieder probieren. Das kann beim gemeinsamen Einkauf sein oder beim Werkeln mit Papa oder Mama. Im Alltag gibt es so viele Gelegenheiten Kindern Rätsel aufzugeben. Wichtig ist, dass es Spaß macht und nicht der erhobene Zeigefinger folgt. Lassen Sie ruhig durchscheinen, dass Sie auch nicht alles wissen und sofort können. Das macht es Ihrem Kind leichter, wertvolle Erfahrung anzunehmen.