Der Bruch mit den Brüchen

Kaum ein Schüler mag Brüche. Das ist eine Erkenntnis, die ich während meiner langjährigen Erfahrung als Coach für Mathematik gewonnen habe. Dabei handelt es sich bei einem Bruch eigentlich nur um eine andere Schreibweise einer Division, also ein Quotient, bei dem der Dividend oberhalb (Zähler) und der Divisor unterhalb (Nenner) des Bruchstrichs steht. Der Bruchstrich selber bedeutet mathematisch dasselbe wie ein Doppelpunkt: „Teile durch …“

Weshalb stehen nun so viele Schüler auf Kriegsfuß mit den Brüchen, sodass ihnen geradezu der Angstschweiß ausbricht, wenn sie eine Aufgabe mit Brüchen sehen?

Irgendwann in der 6. Klasse lernt man normalerweise Bruchrechnung. Aber schon da bemerkt man, dass viele Kinder das kleine Einmaleins noch nicht flüssig beherrschen. Wer für 7 mal 8 mehrere Minuten Denkzeit benötigt, wird es zwangsläufig schwerer als andere beim Kürzen und Erweitern haben. Dann werden Zahlen auf einmal so groß, dass man sich schnell überfordert fühlt.

Das Vertrauen in die eigene Leistung wird zu Vertrauen in Technik. Heutzutage rechnet man nicht mehr selbst, sondern man lässt rechnen. Computer nehmen uns diese Arbeit ab. Denken ist Arbeit und weshalb sollte man sich diese Arbeit noch machen, wenn es Taschenrechner und Prozessoren gibt? Das Handy ist immer dabei, und selbst wenn der Akku leer ist – man lebt ja nicht auf einer einsamen Insel. Die Folge ist: Die eigene Rechenleistung wird immer geringer, man (ge)braucht immer häufiger den Taschenrechner und irgendwann schafft man nicht mal mehr einfachste Additions- und Subtraktionsaufgaben ohne Hilfsmittel.

Aus der Sicht eines pubertierenden Kindes gibt es Wichtigeres als Rechnen können. Es ist auch eine Frage der Motivation, ob man Rechenregeln anwenden können und behalten will. Im Auswendiglernen und schnell wieder Vergessen ist der Schüler im Allgemeinen geübter, denn damit erzielt er in den meisten anderen Schulfächern trotzdem Erfolge.

Da Schulmathematik in der Regel mit konstruierten Rechenaufgaben arbeitet, gibt es oft eine glatte Lösung. Außerdem wird es von Lehrern aus den oben genannten Gründen gerne gesehen, wenn man zeigt, dass man die Regeln der Bruchrechnung kennt und umsetzen kann. Ich kann daher jedem Schüler wärmstens ans Herz legen: „Macht Euch vertraut mit  → Bruchrechnung!“

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