Erwachsene lernen anders

Während meiner Schul- und Studienzeit musste ich sehr viele Bücher lesen, Aufgaben machen und Arbeiten schreiben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es eigentlich immer nur darum ging, die nächste Prüfung möglichst gut zu bestehen. Irgendwie musste man sich den unendlich groß scheinenden Berg von Wissen aneignen, um an einem bestimmten Tag, die Fragen gewisser Lehrpersonen erwartungsgemäß richtig zu beantworten. Als Schüler fehlte mir sowohl der stoffliche Überblick als auch das Verständnis, wofür das Ganze gut sein könnte.

Im späteren Berufsleben drehte sich das Ganze dann um. Nun galt es nicht allein die Erwartungen der Vorgesetzten zu erfüllen, sondern ganz konkret, Wissen praktisch umzusetzen. Es ging nicht mehr um Noten, sondern um Problemlösung – denn noch längst nicht immer wusste ich auf Anhieb, was ich wie machen sollte. Ich musste mir die entsprechenden Informationen erst beschaffen, Wichtiges von weniger Wichtigem trennen, ordnen, mit dem bestehenden Wissen verknüpfen und mit Sicht auf die reale Fragestellung hin in Entscheidungen und Handlungen transformieren. Der Aufwand des Lernens stand also in direktem Zusammenhang zum Nutzen.

Das, was viele Schüler heutzutage vermissen, ist genau dieser Zusammenhang! „Wozu brauche ich das später?„, werde ich immer wieder gefragt. Selbst wenn man in seinem zukünftigen Leben nie mehr eine Extremwertaufgabe konkret lösen muss, so hat man sich vielleicht behalten, dass man gewisse Zusammenhänge mithilfe von Funktionen beschreiben kann und manche Werte eine besondere Bedeutung haben. Mathematische Problemlösestrategien sind Hilfsmittel, mit denen es einfacher und genauer geht.

Wer rechnet, muss denken und das ist Arbeit! Wem gar kein direkter Nutzen in den Sinn kommt, der kann es einfach als Gehirnjogging betrachten. Die Nervenbahnen junger Menschen werden außerhalb der Schule kaum mehr wirklich beansprucht. Wobei müssen die Kids noch selbsttätig auf eine Lösung kommen? Es werden kaum noch Brücken über Bäche oder Baumhäuser gebaut. Logisches Denken wird zwar später gebraucht, aber in der Kindheit kaum mehr spielerisch erlernt. Alles, was über die Bedienung eines Smartphones oder Computers hinausgeht, scheint irrelevant geworden zu sein.

Wenn wir unsere grauen Zellen nicht ganz verkümmern lassen wollen, macht es Sinn, logisches Denken schon früh zu trainieren und nach möglichen Anwendungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Später wird es ein größerer Aufwand sein, Versäumtes nachzuholen. Und nicht nur das, es wird auch bedeutend mehr Geld kosten!

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